Der alte Hase im Pornogeschäft

Jason Steel, seit 13 Jahren Pornodarsteller, über Analsex, selbstbewusste Frauen und Unterschiede zwischen Porno- und Finanzbranche.

Erzähl doch mal, wie geht so ein Pornodreh vor sich? Wie bereitet man sich vor?

Ah, die klassische Frage. Du musst erstmal festhalten, ob du dafür geschaffen bist oder nicht. Wenn du dafür geschaffen bist, geht’s auch ohne Vorbereitungsphase (lacht). Als Profi oder als jemand, der es immer schafft vor der Kamera, bereitet man sich insofern vor, als das man enthaltsam lebt. Ein bis zwei Tage vor dem Dreh versucht man, sich sexuell zu enthalten, was schwierig ist, wenn man eine Partnerin hat. Dann hat man trotzdem Sex und bereut es dann manchmal etwas (lacht). Es geht ja nicht darum, dass ich Spaß habe – obwohl das später auch zu sehen sein muss, ich mach ja einen Job für die Kamera, also muss ich mich auch körperlich darauf vorbereiten. Ansonsten natürlich rasieren an allen Stellen, je nachdem, wie es gewünscht ist, man pflegt sich, geht ins Solarium, versucht sich hübsch zu halten, es soll ja auch ein gutes Gefühl für die gegenüberliegende Darstellerin sein. Man kennt sich nicht, da treffen fremde Personen aufeinander.

Gibt es ein Skript?

Unterschiedlich. Es gibt „Skripts“, die werden dir mündlich mitgeteilt, per Telefon, das sind die Low Budget Geschichten, einfache Geschichte, Handwerker kommt ein Rohr verlegen, der Klassiker, vielleicht ein paar Extras, mit Geldscheinen wackeln… Dann gibt es so ’ne Art „Semi-Skript“, Drehpläne mit Info über Drehort und Zeitplan. Diese einfachen Skripts beinhalten dann auch deine Kostüme und ob du dein eigenes Make-up machst oder eine Make-up-Artistin vor Ort ist. Das sind die häufigeren Skripts. Und dann gibt’s die selteneren Skripts, die aber viel mehr Spaß machen, das sind dann die aufwändigeren Sachen, für Orion oder Beate Uhse, wo es dann richtig einen Drehplan gibt. Das ist dann ein zwanzig, dreißig Seiten Dokument, da sind einzelne Rollen gezeigt, da hat man die gesamte Story im Überblick. Da sitzen richtige Autoren und Regisseure dran, die von woanders, richtig aus Film und Fernsehen, kommen. Da musst du dich richtig hinsetzen und was für die Sprechrolle tun. Und der eigentliche Akt, da kannst du dann schon wieder improvisieren, das ist dann so eher dein Metier.

Wie lange dauert so ein Dreh?

Meist gibt es nur einen Drehtag, ein paar Stunden. Größere und umfangreichere Produktionen können von zehn Uhr bis Open End gehen.

Liegt es ganz in deinem Ermessen, was genau du machst oder bekommst du auch Regieanweisungen?

Ich bekomme auch Regieanweisungen, aber oft merkst du, wenn da grad die Luft raus ist, dann musst du was anderes machen. Du merkst, die Stellung ist nicht so gut oder du merkst, sie ist unsicher beim Ficken vor der Kamera und will lieber blasen, dann baust du da mehr Elemente ein. Das ist die Kunst für dich als Darsteller. Und man kennt ja auch seine Produzenten. Bei Orion zum Beispiel soll es langsam und gesittet zugehen, nicht so’n Prügelsex, bei anderen Produktionen weißt du, da sollst du einfach deine 15 Minuten reinhacken und fertig.

Es gibt ja auch Sachen, die Vorbereitung brauchen, Analsex zum Beispiel. Gibt es da Absprachen, bevor die Kamera läuft?

Profidarstellerinnen haben sich natürlich vorbereitet, die haben vorher ’ne Spülung gemacht, da ist schon ein Gel drauf, vielleicht ist auch schon ein bisschen vorgedehnt worden. Meist spricht man auch vorher mit der Darstellerin. Ich kann nur jeder Darstellerin abraten, spontan zum Analsex zuzusagen. Anal wird immer angesagt, ist auch nicht beliebt bei den Frauen, was ich auch verstehen kann.

Wenn irgendwas unangenehm ist, gibt es während des Drehs Codewörter oder Zeichen, die man verabredet? Oder sagt man vorher, was gar nicht geht?

Die Mädels sind heutzutage so selbstbewusst, dass sie sofort Stopp sagen, wenn ihnen was nicht passt oder es vorher anders besprochen wurde. Sie ziehen weg oder stehen gleich auf und brechen den Akt komplett ab. Aber deswegen unterhalte ich mich vorher mit ihnen und respektiere auch, was sie sagen.

Ist es dir schon passiert, dass du zu früh gekommen bist? Was passiert dann eigentlich?

Also, als Profi passiert es dir … nicht mehr so oft. Aber wenn da alles stimmt, von der Chemie bis zur Optik, dann unterliegst du auch als Mann evolutionstechnischen Hebeln, da kann es schon sein, dass du nach drei, vier, fünf Minuten an einen Punkt kommst, wo du sofort könntest.

Was machst du dann? Tee trinken und zwanzig Minuten warten?

Entweder knallhart aufstehen, rausgehen und den Schwanz und die Eier unter kalt Wasser packen. Ja, es ist wirklich so. Ich mach dann meistens die Kombination aus kalt Wasser und ’ner schwierigen, anstrengenden Stellung. Dann muss ich mich auf die Stellung konzentrieren und bin wieder ein bisschen weg von dem Punkt und außerdem kann ich dann auch selbst wieder das Tempo bestimmen. Es ist aber auch eine gewisse Übung. Mit den Jahren kriegst du das mit. Und es gibt diese Minipausen, die mach ich auch, so mit Reinkneifen an der Seite. Wenn die Frauen merken, dass ich an einer Stelle mehr kneife, wissen sie, aha, sie sollen das Tempo reduzieren. Oder ich halte sie fest, je nachdem.

Was ist, wenn eine Darstellerin plötzlich ihre Tage bekommt?

Dafür gibt’s dann Schwämmchen. Dann wird trotzdem gedreht, wir müssen ja die Szene in den Kasten kriegen. Ich bin da jetzt nicht so ein Freund von, gerade wenn es eine fremde Person ist, aber was willst du machen.

Wenn du kein Mann, sondern eine Frau wärst, wäre der Job als Pornodarstellerin dann auch attraktiv für dich?

Wenn ich genau dasselbe Gehirn hätte, würde ich hundertprozentig Pornodarstellerin sein. Es gibt Leute, die haben die Möglichkeit, in dem Bereich ganz, ganz viel Geld zu verdienen. Und ich bin der Meinung, wenn sie die Möglichkeit haben, dann sollten sie es tun. Und es gibt ein paar Frauen, wenn die das tun würden, was ein paar fähige Leute zu denen sagen, dann könnte man denen eine drei bis fünfjährige Karriere vorprogrammieren, in der sie wirklich sehr, sehr viel Geld machen und sich danach überlegen können, was sie damit machen. Meistens gibt es aber eine Diskrepanz zwischen Realität und Idealvorstellung. Meistens ist es eine Lösung für „Ich habe kein Geld und will nicht vom Arbeitsamt leben“, da gibt es nur wenige Ausnahmen. Die meisten Frauen kommen aus sozial schwachen Schichten.

In der Gesellschaft gibt es ja immer noch das Klischee, Männer, die viel rumvögeln, sind tolle Hechte, Frauen, die viel rumvögeln, sind Schlampen. Ist das in der Pornobranche auch so oder gibt es da einen allgemeinen Respekt?

Es gibt allgemeinen Respekt. Erstens halten in der Pornobranche sowieso alle zusammen, weil sie wissen, dass mit dem Finger auf einen gezeigt wird. Außerdem ist es ein Job, da ist es nicht relevant, mit wie vielen Männern man Sex hatte, sondern wie gut. Das klingt jetzt krass, aber man sagt zum Beispiel, wenn du die oder die buchst, dann hast du auf jeden Fall eine gute Produktion. Die versteht ihren Job und macht das ordentlich. Ich bin da absolut vorurteilsfrei, ich kann keinen Unterschied sehen zwischen Männern und Frauen an der Stelle. Es ist immer noch so, dass es für einen Mann leichter ist, aus der Pornobranche wieder auszusteigen. Na ja, als Mann hat man sich ausgetobt, ein bisschen Spaß gehabt, als Frau ist das schwieriger. Aber das wird sich weiter ändern. Ich erlebe inzwischen Leute, die so umgänglich mit dem Thema Porno sind wie es vor 20 Jahren nicht vorstellbar war. Früher war es was Besonderes, Pornos zu haben. Das hat Geld gekostet, die hat man versteckt und heute kann man im Internet sofort alles haben. Was ich übrigens nicht positiv finde.

Was hat sich in den letzten 13 Jahren in der Pornobranche noch verändert?

In den 90er Jahren, da gab es so Zeitschriften wie Praline, Coupe und Schlüsselloch, da hatte ich das Gefühl, in einer aufgeklärten Gesellschaft zu leben. Und irgendwas ist um das Jahr 2000 passiert, als ich mit Porno anfing, war auf einmal verpönt, was vorher cool war. In den ersten paar Jahren habe ich gelernt, dass es eigentlich ein Tabuthema ist, obwohl es alle fleißig konsumieren. Das hat sich aber in den letzten Jahren wieder geändert. Das haben wir hundertprozentig dem Amateurbereich zu verdanken. Die Amateure haben sich entwickelt und für Dynamik gesorgt. Die haben die Brücke gebildet zwischen Pornobranche und Gesellschaft. Auf einmal konnte man sich auf Portalen bewerben und kostenlos in einem Video mitmachen, was es vorher nicht gab. Es gibt heute Gang Bangs in Deutschland, die sind umsonst. Da gehst du hin als Akteur, musst dich damit abgeben, dass du gefilmt wirst, dann kannst du da mitmachen. Das gab’s nicht vor zehn Jahren. Wo gab’s denn so was, dass man kostenlos irgendwohin geht und Frauen bumst. Das gab’s nicht.

Und direkt die Filme betreffend? Früher gab es tendenziell kleinere Schwänze zu sehen, mehr Haare, weniger Analsex.

Das sind viele Dinge auf einmal. Ich kann auf jeden Fall eins feststellen. Die Frauen sind in den letzten 13 Jahren alle viel selbstbewusster geworden. Die wissen genau, was sie machen, das ist nicht mehr nur so ein Ausprobieren und die verstehen, dass sie ein Produkt darstellen. Das ist wichtig. Sie können sich davon distanzieren. Die machen inzwischen ihr eigenes Management. Da gibt es dann teilweise auch Verdienstmöglichkeiten im fünfstelligen Bereich.

Ich kann mich erinnern, in den 90ern war blasen und schlucken absolut verpönt und das ist der Standard geworden. Ist mittlerweile auch schon ein bisschen langweilig, muss ich zugeben, wenn ich zu 96% der Frau ins Gesicht spritze. Ich sage dann schon, guck mal, die hat schöne Titten, lass uns mal auf die Titten spritzen oder sie hat einen kleinen Rücken, lass mal schön von hinten über den Rücken spritzen, dann sagen die immer, nee, wir brauchen einen Cum Shot ins Gesicht, Auftragsproduktion. Dabei sagen viele Frauen, dass sie sich privat nicht ins Gesicht spritzen lassen würden, die machen das nur für die Kamera. Also wird da wieder was verkauft, was nicht der Realität entspricht. Mal ins Gesicht spritzen ist ja gut und schön, aber wenn dann die armen Äuglein ganz rot sind und alles verklebt ist, ich weiß nicht. Da gibt es andere Sachen, die sind auch schön.

Analsex gab es früher öfter. Analsex ist in den letzten fünf, sechs, sieben Jahren wenig gedreht worden.

Ach wirklich? Das bildet sich aber nicht so ab.

Analszenen habe ich verhältnismäßig wenig gedreht, obwohl ich manchmal explizit für Analszenen gebucht werde. Die meisten Frauen wollen das nicht gern. Früher wurde Analsex auch noch extra bezahlt, vielleicht lag es auch daran, wobei 50 Euro verhältnismäßig wenig sind für Analsex.

Was ist mit Deep Throating? Gibt’s das auch nur für die Kamera oder stehen da wirklich Frauen wie Männer so drauf, dass das eine neue Mode geworden ist?

Ja, es ist schon sehr heftig geworden. Das ist ja schon kein Blasen mehr, sondern Schwert schlucken. Das Problem ist ja, machen wir uns nichts vor, jeder von den Typen, die sich das angucken, der findet das absolut geil und wird wahrscheinlich nach zwei bis drei Minuten auf so ein Video kommen. Warum ist das so? Weil er genau weiß, das kann er so privat nicht machen, weil seine Partnerin das nicht mit sich machen lässt.

Wir kennen keinen Mann, dem das im echten Leben gefallen würde. Und wir sind wirklich offen und reden über viele Dinge sehr unverblümt.

Das ist so wie die Umfrage nach den Bio-Eiern. 87 % der Bevölkerung hat gesagt, sie kauft Bio-Eier, in Wirklichkeit tun es aber nur unter 20 %.

Du meinst also, die Männer, würden in dem Punkt nicht die Wahrheit sagen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es in ihr Standardrepertoire aufnehmen würden und dann bei jedem sexuellen Akt einfordern würden, aber sie würden es gern mal machen. Es ist noch mehr Ausdruck von sexueller Dominanz und Herrschaft und alle Dinge, die sie nicht haben können, sind natürlich geil, die sind gefragt im Internet.

Schaust du selbst auch Pornos in deiner Freizeit?

Selten. Selten. Selten. In den letzten sechs Jahren habe ich höchstens meine eigenen Pornos angesehen, um mich selbst zu bewerten, um zu schauen, was hab ich da gemacht, wie war mein Text (Lachanfall der Redaktion), wie war die Stellung, hab ich einen guten Abspritzer gemacht. Ich versuche mich immer wieder zu verbessern und versuche wirklich, für die Kamera zu arbeiten. Bei manchen Stellungen, machen wir uns nichts vor, das sieht toll aus für die Kamera, aber es ist so ein abgefuckter Scheiß, das kriegst du nie im normalen Leben hin.

Da sind wir uns wahrscheinlich einig, dass Porno mit der Realität nichts zu tun hat. Porno ist eben Fantasie.

Das ist nämlich das Problem bei dem ganzen Internetangebot, dass das nicht mehr so richtig erkannt wird.

Schaust du dir auch manchmal so ganz alte Aufnahmen von dir an, aus den Anfängen?

Ganz selten. Nur wenn ich was ganz Bestimmtes nochmal sehen will. Es gibt zum Beispiel eine Abspritzszene von mir, da habe ich als Zombie verkleidet mit alten NVA Gummistiefeln in einem ehemaligen Atombunker gedreht. Das absolute Highlight in meiner 13-jährigen Karriere, wo ich es aus anderthalb, zwei Metern Entfernung geschafft habe, fünf Mädels, die im Halbkreis aufgestellt waren, eine Ladung zu geben. Das ist auch für mich im Nachhinein immer noch so beeindruckend, dass ich das manchmal zeige, wenn Leute mir das nicht glauben. Dazu noch ’ne kleine Hintergrundgeschichte. Die Dame links außen hatte vorher extra betont, bitte nicht ins Auge, und ich schwöre, es war gleich der erste Spritzer, der ins Auge ging. Dann hab ich nur noch nach rechts rübergezogen. Das war einer der besten Abspritzer, den wir je in Deutschland produziert haben (lacht).

Du kriegst also schon eine sportliche Einstellung dazu?

Ja ja, ist noch gar nicht so lange her, da hab ich ’ner Autowerkstatt 1,25 m geschafft. Das hab ich dann extra nochmal nachgemessen. Also, wenn da schon ’n Zollstock liegt, dann nutze ich die Gelegenheit nachzumessen. Vor allen Dingen, das Schöne war, der Spritzer ging so ganz leicht an ihrem Gesicht vorbei und sie guckte noch so hinterher und man sieht das in der Kamera.

Stumpft man mit der Zeit ab?

Ja, hundertprozentig. Das fängt schon an mit Begrifflichkeiten, die gehen einem viel leichter über die Lippen. Profi Darsteller sind einfach schmerzfreier. Ich komme in einen Raum und alle sind nackt. Ich sehe das gar nicht mehr.

Glaubst du den Frauen beim Pornodreh ihre Lust?

Also nur, wenn ich mit ihnen schlafe (lacht). Ich glaube, zu 98 % kann ich das schon einschätzen, ob jemand gefaked stöhnt oder nicht oder wann der Blick echt ist und wann nicht. Aber es ist unterschiedlich. Du hast Frauen, die sind naturgeil, die können auch mit allen Männern und sind gleich geil, aber das steigert sich nochmal, wenn da jemand ist, der die Lust aus ihnen herauskitzelt. Ich arbeite ja für die Kamera, genau das ist mein Job.

Hast du schon Pornos gedreht, wo die Frau abspritzt? Gibt es da überhaupt deutsche Produktionen?

Gibt es und ich find’s eigentlich ganz geil. Es hat ja Seltenheitswert, weil die meisten Frauen das nicht können, wobei es ja bei jeder Frau tatsächlich möglich ist. Aber das ist ein Thema für sich, da bin selbst ich noch relativ unerfahren, aber es wird nicht so gefragt. Teilweise wird bei Produktionen sogar darauf hingewiesen, wenn du squirten, also abspritzen kannst, dann bitte nicht.

Denkst du, dass du die Bedürfnisse von Frauen durch deine Erfahrung als Pornodarsteller besser kennst?

Sagen wir so, ich kenne die Bedürfnisse nicht besser, aber mehr Methoden sie zu befriedigen. Das Instrumentarium ist riesengroß. Es ist ’ne Gefühlssache. Du merkst, ob sie Spaß haben. Ich hab zwar auch meine Lieblingsstellungen, aber da nehme ich mich zurück. Und ich experimentiere ab und zu. Manchmal versuche ich auch, die Mädels aus sich rauszulocken.

Glaubst du, dass du noch was dazulernen kannst?

Man kann immer noch was lernen. Ich mag, wenn Frauen genau wissen, was sie wollen. Wenn die konkret ansagen, mach es so und so, dann hast du das einfachste Spiel. Und wenn du das dann auch noch machst, wie sie das wollen, dann bist du auf einem guten Weg.

Also fühlst du dich davon nicht eingeschränkt ?

Nee, überhaupt nicht. Das ist doch der Idealfall. Das ist doch das Beste, was dir passieren kann, dass die Frau sagt, mach es so. Das ist genau das Problem, warum so viele Frauen unbefriedigt sind, dass sie einfach nicht sagen, was sie wollen.

Manche Männer fühlen sich aber vielleicht unter Druck gesetzt, wenn die Frauen das einfordern, was sie gern hätten.

Das ist natürlich typenabhängig. Wenn die Frau nur vorschreibt, was sie will, hast du natürlich keine eigenen Möglichkeiten mehr, selbst zu gestalten und dich zu entfalten. Es muss schon ein Geben und Nehmen sein. Aber ich habe schon das Gefühl bei Männern, dass sie eigentlich mehr machen würden wollen. Oft machen sie das, was damals schon der ersten Freundin gefallen hat. Wenn die Frauen lockerer mit dem Thema umgingen, würden die Männer auch entspannter rangehen, würden sich mehr ausprobieren und ein eigenes Repertoire aufbauen. Wenn es ihr so nicht gefällt, dann machen wir es eben so oder noch anders, dann hat man irgendwann drei Varianten ausprobiert und bei der vierten passt es. Es gibt natürlich auch Männer mit ganz konkreten Vorstellungen. Aber Männer haben sich in den letzten zwanzig Jahren in vielen Bereichen weiterentwickelt. Warum nicht auch im Bett.

Willst du in Zukunft weiter in der Branche bleiben?

Eigentlich wollte ich ja immer was anderes machen, weg vom Porno, aber ich muss ganz ehrlich sagen, jetzt im Studium hab ich begriffen, dass das meine Berufung ist. Ich mache jetzt so lange weiter wie es geht, das heißt natürlich nicht, dass ich vorhabe, die ganze Zeit vor der Kamera zu stehen, aber ich hab schon das Ziel, in der Pornobranche zu bleiben, meine Erfahrung und mein Wissen weiterzugeben, denn ein Problem hat die Pornobranche hundertprozentig: sie hat keine Fachkräfte oder nur sehr wenige. Die meisten Leute bleiben nur kurz und machen dann was anderes, das ist für die ’ne Spielerei.

Das heißt, du bist da schon ein alter Hase.

(Nickt ausgiebig und bedeutungsschwer) Und das mit 31. Andererseits ist die Pornobranche so groß, so unvorstellbar groß, dass selbst ich nach 13 Jahren sagen muss, dass ich immer noch nicht alles erfasst habe. Ich hab früher immer scherzhaft gesagt, ich kratze nur an der Oberschicht, aber das ist tatsächlich so. Aber in 13 Jahren hab ich schon ziemlich viel gesehen, negativ wie positiv, mehr positiv natürlich, sonst würde ich auch nicht in der Branche bleiben. Ich hab ja ursprünglich mal Bank- und Versicherungskaufmann gelernt, also Finanzdienstleistungen. Ich wollte immer Bankkaufmann werden, das war immer mein Ziel.

Du scheint Zahlen wirklich zu mögen. Hat Porno denn auch was mit Zahlen zu tun?

Wenn ich jetzt mal das Pornogeschäft mit der Finanzdienstleistungsbranche vergleiche, hinsichtlich Vertrauen, dann würde ich sagen, dass ich im Pornogeschäft eher auf Vertrauen zählen kann, auf das Wort, was eine absolute Seltenheit heutzutage ist. Aber man kann sich auf das Wort verlassen, weil viel auf persönlicher Ebene abläuft, viel auf Empfehlung. Die Pornobranche ist auf jeden Fall ehrlicher als die Finanzbranche, das ist mir viel lieber.

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